Neustart im Kuhstall

Senioren-Union Ludwigslust-Parchim lud zu erster Veranstaltung seit Corona ein

„Nach langer Zwangspause möchten wir den Versuch eines Neustarts wagen“, begrüßte Helga Karp von der Senioren-Union Ludwigslust-Parchim die Gäste am 9. September auf dem Hof Karp in Kraak. Damit die notwendigen Hygieneregeln einhalten werden können, hatte sie zu dieser „Freiluftveranstaltung“ eingeladen und den Kreis der Eingeladenen auf Mitglieder beschränkt.

Passend zum Motto der Veranstaltung „Kühe kieken – Moderne Landwirtschaft hautnah erleben“ konnten die Besucher sich auf dem Familienbetrieb südlich von Schwerin ein Bild von zeitgemäßer Milchviehhaltung machen. Das Betriebsleiterehepaar Christiane und Christian Karp begrüßte mit einigen einleitenden Worten zum Hof: „Seit 1991 sind wir an diesem Standort niedergelassen, melken mittlerweile einige Hundert Kühe, bauen unser Futter in der Region selbst an und erzeugen erneuerbare Energie mit mehreren Biogasanlagen.“ Senior-Chef und Gründer Ernst Johannes Karp übernahm im Anschluss die Führung durch die Ställe. Mit knapp 50 Mitarbeitern in den verschiedenen Betriebsteilen, zu denen auch eine Aquakultur für Afrikanische Welse in Sukow sowie die Molkerei in Hagenow gehören, versucht die Familie sich gut für die Herausforderungen des Marktes und der Gesellschaft aufzustellen.

„Was wir in der Politik mehr und mehr vermissen, sind Entscheidungen auf einer Faktengrundlage. Zu oft entscheiden gefühltes Wissen und Ideologie über Dinge, die viele Landwirte ihre Existenz kosten“

(Catharina Haenning, Vorsitzende des Bauernverbandes Ludwigslust )

 

Die Tochter von Helga und Ernst Johannes Karp arbeitet ebenfalls im Unternehmen und setzt sich für ein besseres Miteinander zwischen Bauern und Gesellschaft ein. Auch die seit Jahren zu niedrigen Erlöse für Lebensmittelerzeuger kritisierte sie: „Wenn Sie nun in der Zeitung lesen, dass der Einzelhandel neuerdings zwei Preise ausweisen will, bei dem ein höherer Preis die Umweltschäden durch Landwirtschaft bezahlt, dann ist das Irreführung. Seit Jahrzehnten verbessern sich die Höfe in Sachen Klimaschutz, Tierwohl und Ressourcenschonung. Löhne und Energiekosten sind gestiegen. Doch die Marktpreise sind seit 30 Jahren nahezu gleichgeblieben. Wenn jemand die Errungenschaften für Umwelt, Tiere und Soziales bezahlt, dann sind es die Bauern. Lange können wir das aber nicht mehr leisten. Der Rest der Kette bis zum Verbraucher muss mehr Verantwortung übernehmen. Auch finanziell.“

Auf der Stallgasse des noch im Bau befindlichen neuesten Kuhstalls konnte die Veranstaltung mit Abstand und frischer Luft bei Kaffee, Kuchen und angeregten Gesprächen ausklingen.