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Kultureller Stammtisch der CDU Plau am See präsentierte den Marnitzer Gospelchor

Kirchenlieder und sittsame Ekstase

„There is a land up in the sky“ singt ein junger Mann. Die Zeile könnte eine Überschrift für die grundsätzliche Intention des Gospelchors aus Marnitz hergeben. Der Solo-Sänger jedenfalls hat den Blues in der Kehle, aber er singt auch ungewöhnlich klar und sauber. Sebastian Schwindt ist gewissermaßen ein Profi, Musiklehrer von Beruf. Die vielen anderen Sängererinnen und Sänger des stattlichen Chors sind zumeist, wie man so sagt, Amateure, aber beseelt vom Gesang und zwar von diesem Gesang und wahrscheinlich auch vom „Land up in the sky“.

Gospel-Chor, aus Marnitz in M-VGospel ist die Bezeichnung für afroamerikanische geistliche Lieder, Kirchenlieder. Sie entstanden aus den Negro-Spirituals und nahmen Elemente des Jazz und des Blues auf. Das Wort „Gospel“ geht auf eine altenglische Form zurück und bedeutet soviel wie „Gute Nachricht“. Und die guten Nachrichten aus Marnitz kommen beim Publikum des neuesten CDU-Stammtisches auch an. Immerhin treffen die christlichen Gesangsstücke im Klüschenberg-Hotel auf eine Zuhörerschaft, die vermutlich mehrheitlich auch politisch an der christlichen Botschaft orientiert ist.

Halleluja!

Die fröhlichen und kraftvollen Songs sind Lobpreis- und Danklieder, Haltungen, die auch die Texte hiesiger Kirchenlieder bestimmen, aber Gospelsänger gehen traditionell mehr aus sich heraus, das Hochemotionale der Gesänge wird durch ausgeprägten Rhythmus gestützt oder auch erst hervorgelockt. Und tut seine raumfüllende Wirkung! Rüdiger Hoppenhöft, Organisator des Plauer kulturellen Stammtisches wird am Ende des Konzerts resümieren: „Der Funke ist übergesprungen.“

Naturgemäß animieren die Rhythmen und die spürbare Begeisterung der Sänger und Sängerinnen aus Marnitz das Publikum dazu, mindestens mitzuklatschen. Das trifft vor allem auf die bekannteren Stücke zu, wie „Oh happy day“ oder „Thank you for the music“. “Hand in Hand” sind Chor und “Gemeinde” verbunden, als die Marnitzer singen: “Put your hand in the hand of the man who stilled the water”. Ein Höhepunkt, abgesehen von den Stücken am Schluss. Auch das Mitsingen wäre natürlich erlaubt gewesen, hätte es da nicht das übliche Problem gegeben: Die Texte sind nicht eingeübt, man kennt immer nur die Refrains.

Chorleiterin Bettina Gutsche führt ihre fast dreißigköpfige Truppe temperamentvoll durch das Konzert. Sie lässt die Gospelsongs nicht eindimensional heruntersingen, sondern sorgt für eine abwechslungsreiche Choreographie durch eingestreuten Sologesang – erstaunlich viele Chormitglieder stellen sich solo vor – , Mehrstimmigkeit und Kanon. Außerdem erklingen Juchzer, Arme werden klatschend über die Köpfe gehoben, die Körper schwingen mit dem Rhythmus. Und es gibt kurze Erläuterungen: Zu “Go down, Moses” erfährt das Publikum von einer hintersinnigen Bedeutung des Textes. Moses, damit sei hier auch die Anführerin der Befreiungsbewegung “Underground Railroad”, nämlich Harriet Tubman, gemeint gewesen, sagt der Sprecher. Auch sie also ein “Moses”, eine Befreierin.

Neue Mitglieder werden ebenfalls vorgestellt: Es handelt sich um ein Geschwisterpaar aus Syrien. Sie singt im Chor, Bruder Hamed ünterstützt das Konzert, ebenso wie die beiden Gitarristen, instrumental. Er trommelt. Als es darum geht, was als Zugabe gewünscht ist, will auch das Publikum “Trommeln”. Und Hamed gibt ein gekonntes Solo. “Wolln Sie jetzt noch einen?” heißt es aus Chorreihen. Die Wahl fällt auf “Go down, Moses”. So schließt sich der Kreis.